Warum Selbstverteidigung, Sichtbarkeit und Solidariät?
Weil wir uns gegen sexistische, hetero- und cis-sexistische Diskriminierung und sexualisierte Gewalt – auch weiterhin – selbst verteidigen müssen und wollen.
- Valerie Ott und Miriam Steiner sammeln auf oidaitssexism anonymisierte Berichte über Sexismuserfahrungen. Sie veröffentlichen diese auf ihren Instagram- und Facebook- Seiten, um darüber ein „Bewusstsein für Sexismus zu schaffen und seiner Verharmlosung und Normalisierung ein Ende zu setzen.“ Sie möchten uns „dazu ermutigen, auch im alltäglichen Leben – abseits sozialer Medien – Sexismus zu benennen und dich dagegen zu wehren.“
- Susann Tracht reflektiert auf beziehungsweise weiterdenken, wie durch die Berichterstattung über sexualisierte Gewalt, so zum Beispiel über Vergewaltigungen im Berliner Umland, durch „No-Go“-Empfehlungen die Bewegungsfreiheit von Mädchen* und Frauen* eingeschränkt wird: „Wenn wir Frauen* aus Angst vor einer möglichen Vergewaltigung unseren Bewegungsrahmen eingrenzen, wird nicht nur unsere sportliche Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Unser Dabei-Sein in der Welt engt sich immer weiter ein.“ Meine Empfehlung ist u.a. Selbstverteidigung! Schaut doch mal nach WenDo-Kursen in eurer Stadt oder Region. Aus eigener Erfahrung kann ich diesen feministischen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungsansatz sehr empfehlen.
- Die queere Politgruppe Kassel machte im August beim CSD in Kassel queeres Leben, queere Positionierungen und queer_feministische Perspektiven sichtbar. Sie tut dies auch an jedem anderen Tag im Jahr. Denn Sichtbarkeit ist der erste Schritt hin zu Anerkennung, Vernetzung und Organisierung.
- Sichtbarkeit und Solidarität ist auch für die LGBTIQ*-Community in Polen zentral. Agata Dziuban beschreibt die Diskriminierung und Gewalt, die LGBTIQ*-Personen in Polen erleben – unter anderem von Seiten der Regierungspartei und der staatlichen Institutionen wie der Polizei. Trotz der weitgehenden Recht- und Schutzlosigkeit organisiert die Community sich und verteidigt sich mit öffentlichen Protesten – so auch dagegen, als Ideologie und „nicht menschlich/not human“ markiert zu werden. Dabei ist sie auf die Solidarität aus dem Ausland angewiesen: „International support is needed.“ schreibt Agata Dziuban auf dem genderblog der HU Berlin.
- Im #DisabilityPrideMonth und am 14. Juli, dem #NonBinaryDay, machten H.C. Rosenblatt auf Ein Blog von Vielen darauf aufmerksam, dass die geltenden Menschenrechte nur wahrnehmen kann, wer überhaupt als Mensch anerkannt wird. Diese Anerkennung ist für Menschen mit Behinderungen und non-binäre Menschen immer noch unsicher und gefährdet bzw. nicht gewährleistet: „Behinderte Menschen erfahren (…) eine durchgehende Pathologisierung ihrer Normalitäten, aufgrund ableistischer Grundannahmen und Werte, die einzig durch cis Gender und heterosexuelles Begehren verkörpert bzw. belebt werden. (…) Nicht binäre Menschen und andere Personen, die in dieser Gesellschaft nicht als real existierend eingeordnet werden, sehen sich jeden Tag in verschiedenen Aspekten vor der Herausforderung, sich selbst zu validieren und als existent zu markieren. Sie werden nicht kriminalisiert, sie werden nicht vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, ihnen wird die Ehe nicht verweigert, sie werden nicht davon ausgeschlossen ein politisches Amt zu bekleiden oder ein Land zu regieren – weil es sie offiziell gar nicht gibt.“
- Auch die Menschenrechte von Geflüchteten, z.B. in den Lagern auf den griechischen Inseln, werden weiterhin mit Füßen getreten. Die Queers for Evacuation fordern deshalb, unterstützt von der Mädchenmannschaft, die „griechischen Lager sofort zu evakuieren, die Geflüchteten dezentral zu unterbringen, einen uneingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem, das Grundrecht auf Asyl sowie sichere Fluchtwege zu gewährleisten und nicht zuletzt ein menschenwürdiges Leben für alle!“